Lebensmüde
Einst war ich verliebt
in dein offenes Geheimsein
mein Herz schlug im Einssein
wie elektrisiert
von dir fasziniert
Du bist geflossen
hast mich durchströmt
ich war lebendig unverdrossen
von dir Geplagte habe ich verhöhnt
Dann kamen deine Wirbel und Gefälle
bin fast ertrunken in deinem Strom
wurde zerschlissen und unterkühlt
brutal an’s Ufer gespült
von dir
Am Strand des Lebens
von der Sonne verbrannt
habe ich dich aufgegeben
müde vom Leben
Aber Flossen taugen nicht
im Meer aus Sand
ich reiss mich am Kiemen und
übergebe mich dir erneut
ein Mitschwimmer
mit Lebensunmut
Leben in der Moderne
Seelen leben in steter Bedrängnis
es hämmert der tägliche Wahnsinn der Welt
toxischer Schleim sickert durch die Risse
des hilflos angeschlagenen Selbst
Normal sein ist das neue Verrückt
Menschen gewöhnen sich an Widersprüche
verteidigen loyal das Inakzeptable
tägliche Zerreissproben hinterlassen uns zerfetzt
Überwältigt vom Kampf mit dem eignen Ego
Fress-Kotzen, Rausch, Schnitte tief ins Fleisch
sich durch den Schmerz lebendig fühlen
Selbstliebe bleibt oft unerreicht
Diverse Substanzen werden Wunderwaffen
im Kampf gegen den grossen Gegner Angst
ein zweischneidiges Schwert in Laienhänden
betäubt verliert das Leben die Balance
Wirkstoffe hören auf zu wirken
wir bilden, es klingt so schön, Toleranz
Unheilmittel vergewaltigen das Hirn
lass sie los, stell dich der Angst!
Reingefallen auf die Lebenslüge
verfallen dem Retter in der Not
auf den Reinfall folgt der Rückfall
der Aufschlag hart, ein gefühlter Tod
Uns bleibt die Rückbesinnung auf altes Wissen
die Heimkehr nach Innen, zurück zum Ich
lasst uns Treue halten dem eignen Gewissen
Heilung heisst einig werden mit sich
ICD-10 F32
F32.0
Der Tag heute, eine Fahrt
mit Handbremse angezogen
Müdigkeit holt mich ein
schon nach kurzer Strecke
Farben beginnen zu verblassen
F32.1
Heute war der Tag ein Kampf
die Lust am Leben schwindet
der Alltag überwältigt mich
bis auf weiteres krankgeschrieben
unter Menschen sein – ein Spiessrutenlauf
Graue Brille
mein neuer Look
F32.2
Heute war es schlicht erdrückend
leblos, wie verdorrtes Gemüse
lag ich in der Ecke, auf der Couch
den ganzen Tag lang
ich würd um Hilfe schreien
wenn ich könnte
meine Seele ist verstummt
F32.3
Heute? Heute ist ewiges Nichts
die Welt ein höllischer Abgrund
alles quält mich gnadenlos
ich hab mich verloren
bin verdammt
endgültig
Depressiver Realismus
Vom Leiden erschüttert
ernüchtert
lichtet sich der Glanz
der Welt
in sattem Dunkelgrau erstrahlt
die Wahrheitslüge
Raben krächzen schwarze
Malerein der Zukunft
durch die graue Brille
dringt keine Kosmetik
ungeschminkte Sicht
aufs Geschehen
und Live
Die Aussicht vom Zweifelturm
ist abgrundtief
Ich sehe was, was du
nicht sehen willst
die Welt als Pille
und Wahnvorstellung
blau oder rot
was du schluckst
ist was du willst
Alzheimer
Ich vergesse mich
Ich vergesse mein Leben
Erinnerungen zerrinnen zwischen
dem gesprochenen Wort
Alles verliert sich im Sand der Zeit
Zwischen der Qual
mit einer Prise Hoffnung
auf Trost
löse ich mich auf
Alzheimer Demenz
Erleichterung
Ich fand sie
die Worte
bereitwillig
nahmen sie auf sich
die Lasten
meiner Empfindungen
würdevoll tragen sie
mit Eleganz
unter was ich
noch einst
zusammenzubrechen
drohte
Scheinwelten
Einst noch ein Traum
ersehnte
Makellosigkeit
Schnitt für Schnitt voran
auf dem Abweg
ins Neuschöne
Der Rubel überrollt
skrupellos
alle Zweifel
Mit Korrekturen Stiften
qualvoll
gezeichnete Gesichter
Virtueller Skalpell
verwandelt
magisch und schmerzlos
Spieglein, Spieglein
ergötze mich
heirate mich
Moderne Menschen
tragen
des Kaisers neue Kleider
Out of Touchscreen
Schein siegt über Sein
Ein Albtraum wird wahr
Schwarze Löcher
Ich sah dein Leid
und gab dir meine Gaben
hoffte und vertraute drauf
dass sie ihre Wirkung tun
Für Augenblicke bist du aufgetaucht
aus dem schwarzen Loch
deiner Innenwelt
ein Loch, das alles verbraucht
Jemand zog am Boden
unter deinen Füssen
und du fielst ins Bodenlose
schwarze Loch, das Leben frisst
Ich warf dir eine Rettungsleine
doch sie riss
ein Teil von dir will untergehen
versinken im Abyss
Du hast vergessen dass
wir leben dürfen
dass nach dem Gestern
ein Morgen ist
auch die grösste Schuld
wird einst vergeben
ob du Opfer
ob du Täter
bist
Auf der Reise
Die Reise geht im Kreis
komme immer wieder an
von wo ich nie fortging
Ich habe ein Nichts geerbt
trage diese leere Last und
warte aufs Ende
Ein totes Leben
Baum ohne Wurzeln
der Boden toxisch
Rückzug nach Innen
mit geistigen Flügeln
will ich auf und davon
Die Welt bleibt fremd
was einst vertraut
war auf Schein gebaut







